Berner Grossratswahlen 2018

 

Wahlkreis Bern

 

1. Welche Bedeutung hat für Sie die Holzherkunft – also z.B. die Verwendung von Schweizer Holz?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Ökologisch wichtig ist die Herkunft aus nachhaltiger Waldwirtschaft (=FSC), wenn aus der Schweiz, dann noch besser. Schweizer Wald kann genug FSC liefern.

 

Wertli Béatrice (CVP): Die CVP unterstützt die Schweizer Holzwirtschaft. Wie auch in der restlichen Landwirtschaft ist eine einheimische Produktion begrüssenswert. Dabei kann das Label „Holz Schweiz“ einen wichtigen Beitrag leisten, denn nur wenn klar ersichtlich ist woher das Holz kommt, kann sich der Konsument auch bewusst dafür entscheiden.

 

Natalie Imboden (Grüne): Ökologisch wichtig ist die Herkunft aus nachhaltiger Waldwirtschaft (=FSC), wenn immer möglich aus der Schweiz (lange Transportwege vermeiden; lokale Arbeitsplätze). Schweizer Wald kann genug FSC liefern. Die Zertifizierung muss transparent sein. 

 

Arnold Elisabeth (SP): Es ist mir sehr wichtig, dass das Holz, das ich nutze aus nachhaltiger Produktion stammt. Schweizer Holz soll gefördert werden. Nicht nur weil es hier vorhanden ist, sondern auch weil wir so einen wichtigen Beitrag zur Schweizer Wirtschaft leisten können und unbedingt lange, unnötige Transportwege vermeiden müssen.

 

Verasani Thomas (FDP): Es macht Sinn, wo möglich und sinnvoll Holz aus Schweizer Produktion zu beziehen.

Wo dies weder möglich noch sinnvoll ist, sollte auf Holz aus nachhaltiger Produktion geachtet werden.


2. Unter welchen Voraussetzungen werden Sie Projekte für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz unterstützen?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Unterstützenswert, wobei wieder die Bewirtschaftung zu beachten ist. 

 

Wertli Béatrice (CVP): Die CVP unterstützt die Nutzung von Holz als erneuerbare Energie. Holz hat ein grosses Energiepotenzial, welches noch nicht voll ausgeschöpft ist. Durch den Abbau von zu strengen Regulierungen für die Holznutzung und der Förderung von CO2-Richtlienien unterstützt die CVP die Nutzung von Holz als erneuerbaren Energieträger.

 

Natalie Imboden (Grüne): Unterstützenswert, wobei auf die Bewirtschaftung zu beachten ist. 

 

Arnold Elisabeth (SP): Projekte für Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz müssen dringend gefördert werden. Einerseits wegen der positiven CO2 Bilanz, andererseits weil es lokal und ohne langfristigen Schäden gewonnen werden kann. Es ist jedoch nicht nur eine Frage von Idealen – Holzenergie muss auch bezahlbar sein. Denn nachhaltige Energie darf nicht eine Budgetfrage sein. Ich unterstütze Strom- und Wärmeerzeugung gerne, wenn sie für alle ist, statt für Wenige.

 

Verasani Thomas (FDP): So sinnvoll und möglich sollte Holz als Energie-Quelle eingesetzt werden. Ich denke, Holz ist eine ideale Ergänzung zu anderen Energiequellen.


3. Wie stehen Sie zum Einführen nicht heimischer trockenheitsresistenter, wärmeliebender Gastbaumarten im

Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Primär soll mit einheimischen, trockenheitsresistenten Baumarten gearbeitet werden, aber Versuche starten ist in Ordnung. 

 

Wertli Béatrice (CVP):  Die Anpassung an den Klimawandel wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Entscheidung, welche Anpassung am besten ist, sollte sich auf die Wissenschaft abstützten und nicht politisch motiviert sein.

 

Natalie Imboden (Grüne): Primär soll mit einheimischen, trockenheitsresistenten Baumarten gearbeitet werden. Die existierende Variabilität von einheimischen Bäumen soll genutzt und die Baumvielfalt mit einheimischen Arten erhöht werden. Wissenschaftliche Versuche sollen möglich sein um mittelfristig reagieren zu können.

 

Arnold Elisabeth (SP): Wir haben eigentlich genügend Baumarten, die hierher gehören. Ich bin gegen eine Einfuhr fremder Arten. Allerdings bin ich offen für die Wiederaufforstung alter Arten, die hier ausgestorben sind oder vom Aussterben bedroht sind. Grundsätzlich sollte man vorhandene Ressourcen fördern und das Potenzial nutzen, anstatt HighTech Pflanzen einzuführen. Gerade weil die Gefahren für die lokalen Arten noch nicht absehbar sind.

 

Verasani Thomas (FDP): In diesem Bereich kenne ich mich nicht aus. Grundsätzlich muss dies von Experten geprüft werden, ob dies sinnvoll ist.


4. Können Sie sich vorstellen, dass Wald gerodet wird, um einheimische Stämme zu lagern, der Holzindustrie bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen und damit die Waldpflege zu unterstützen?

 

Wertli Béatrice (CVP): Aus Sicht der CVP muss eine gute Balance zwischen den wirtschaftlichen Bedürfnissen der Holzindustrie und der Förderung der Nachhaltigkeit gefunden werden. Dies kann sich von Fall zu Fall ändern, eine pauschale Lösung für das aufgeführte Problem dürfte wenig zielbringend sein.

 

Natalie Imboden (Grüne): Waldrodungen im grösseren Umfang stehe ich skeptisch gegenüber. Im Einzelfällen kann es aber sinnvoll sein.

 

Arnold Elisabeth (SP): Wenn dadurch die Gesundheit und Biodiversität im restlichen Wald gefördert wird und man dem Wald indirekt etwas Gutes tut, ist dies in Betracht zu ziehen.

 

Verasani Thomas (FDP): Ja.


5. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Kosten, die das Betretungsrecht und darüber hinausgehende Forderungen mit sich bringen, tragen?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Der Hebel ist beim Vollzug der guten Gesetze anzusetzen. 

 

Natalie Imboden (Grüne): Gesetze müssen vollzogen werden. Angesichts des herrschenden Spardruckes in der Verwaltung, leiden anscheinend gewisse Vollzugsaufgaben. Die Kantonsverwaltung braucht genügend Ressourcen! 

Das Betretungsrecht es ist eine alte Tradition, die nicht aufgegeben werden darf. Ob eine Übernahme von bezifferbaren, ungedeckten Kosten durch Dritte, bzw. wohl die öffentliche Hand, müsste transparent dargelegt und dann politisch diskutiert werden.

 

Arnold Elisabeth (SP): Die Kosten sollen teilweise vom Waldbesitzer, teilweise vom Nutzer tragen. Es muss eine faire Lösung gefunden werden für alle beteiligten Parteien.

 

Verasani Thomas (FDP): Will hier weder Kanton noch Gemeinde eine Übernutzung einschränken, sind die Mehrkosten von Kanton oder Gemeinde zu tragen.

 

6. Kommen für Sie nebst der Jagd auch andere Regulationsmechanismen wie Abschuss durch vom Staat beauftragte Personen oder die Verbreitung von Grossraubwild (Wolf & Luchs) in Frage?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Grossraubtiere kommen und sind als Helfer für die Waldwirtschaft zu begrüssen. Ob die Jagd privat oder staatlich ist, ist ökologisch belanglos.

 

Natalie Imboden (Grüne): Wenn Luchs und Wolf gegen die hohe Wilddichte einen Beitrag leisten, ist das sicher gut. Dass es zu wenig private Jäger/innen gibt, ist mir neu. Abschüsse durch staatlich beauftragte Personen sind als Notmassnahme denkbar.

 

Arnold Elisabeth (SP): Ich befürworte die Verbreitung von Grossraubwild absolut!

 

Verasani Thomas (FDP): Schützenswerte Tiere/Grossraubtiere sollen nicht generell zum Abschuss freigegeben werden. Wo diese stören, soll als letzte Massnahme ein Abschuss erlaubt sein. Es benötigt klare und einfache Spielregeln. Es kann nicht sein, dass eine Massnahme wie Herdenschutzhunde Wanderer gefährden.


7. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Wald? Wie weit sind Sie bereit sich dafür zu engagieren?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Als VCS Geschäftsleiterin mache ich Ursachenbekämpfung der gesellschaftlichen Emissionen – ich bin aber gegen die Düngung von Waldböden.

 

Natalie Imboden (Grüne): Die Ursachen des Stickstoffeintrags und der Bodenversauerung sind zuerst mit geeigneten Massnahmen präventiv anzugehen und zwar rasch und koordiniert. 

 

Arnold Elisabeth (SP): Die Bodenfruchtbarkeit sollte durch alternative Methoden wieder gefördert werden. Ich bin überzeugt, dass man natürliche Alternativen zu Düngemitteln finden kann. Ich engagiere mich stark für Mittel für die Forschung, damit man ideale Lösungen für solche Probleme finden kann.

 

Verasani Thomas (FDP): Grundsätzlich soll so wenig wie nötig eingegriffen werden. Ist die Bodenfruchtbarkeit ein Problem, soll dies auch gelöst werden können.


8. Wie und in welcher Form werden Sie sich im Bereich invasive Neobioten engagieren?

 

Stéphanie Penher (Grüne): Situativ schauen, was machbar ist, z.B. ein Verbot des Verkaufs von invasiven Neophyten durch Gärtnereien.

 

Natalie Imboden (Grüne): Es braucht mehr Informationsarbeit über die Problematik invasiver Neophyten, allenfalls sind auch Verkaufsverbote zu erlassen.

 

Verasani Thomas (FDP): Sehr schwierige Frage. Einerseits kommen diese Pflanzen, ob man will oder nicht. Andererseits kann man diese zwar versuchen zu bekämpfen, dies ist häufig leider eine Sisyphusarbeit. Mir ist aktuell keine nachhaltige Methode bekannt. Vermutlich müsste man vermehrt auf diesem Gebiet Forschung betreiben und sich stärker mit anderen Gebieten austauschen.