Berner Grossratswahlen 2018

Wahlkreis Emmental

GLP

 

1. Welche Bedeutung hat für Sie die Holzherkunft – also z.B. die Verwendung von Schweizer Holz?

 

Michael Ritter (GLP): Die Holzherkunft ist mir persönlich und politisch sehr wichtig. Die Verwendung von Schweizer Holz muss wenn immer möglich gefördert werden. Auf kantonaler (und kommunaler) Ebene ist die beste politische Fördermöglichkeit die Verpflichtung der öffentlichen Hand bei ihrem eigenen Holzverbrauch grundsätzlich Schweizer Holz zu brauchen. Auf übergeordneter Ebene (Bund) unterstütze ich eine klare Deklarationspflicht für ausländisches Holz sowie Importverbote für Hölzer aus ökologisch unverantwortlichem Holzschlag. Einem völligen Importverbot stehe ich eher kritisch gegenüber und gebe zu bedenken, dass die Schweiz auch Holz exportiert (vor allem in die Nachbarländer; grob um 400'000 Tonnen Nadelholz und 100'000 Tonnen Laubholz pro Jahr). Den Interessenverbänden rate ich sich für nachvollziehbare Labels einzusetzen.

 


2. Unter welchen Voraussetzungen werden Sie Projekte für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz unterstützen?

 

 

Michael Ritter (GLP): Projekte zur Wärmeerzeugung mit Schweizer Holz unterstütze ich vorbehaltlos. Gerade die öffentliche Hand soll mit gutem Beispiel vorangehen. Unsinnig ist der Holzimport für Wärmeerzeugung. Die Verstromung von Holz kenne ich technisch zu wenig; für mich stellt sich da die Frage der Konkurrenzfähigkeit gegenüber etwa Solarstrom. Soll Biomasse verstromt werden, sehe ich das eher für sonst nicht nutzbare Materialien (etwa "Bio-Abfälle" wie Kompost).

 

3. Wie stehen Sie zum Einführen nicht heimischer trockenheitsresistenter, wärmeliebender Gastbaumarten im

Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel?

 

Michael Ritter (GLP): Diese Frage müssen meiner Meinung nach Fachleute (Forstingenieure) beantworten. Aufgrund der historisch bedingten Bewaldung der Schweiz mit Mischwald sehe ich Eingriffe dieser Art im grossen Stil eher kritisch, auch mit Blick auf die sehr langen zu berücksichtigenden Zeiträume.

 

 

4. Können Sie sich vorstellen, dass Wald gerodet wird, um einheimische Stämme zu lagern, der Holzindustrie bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen und damit die Waldpflege zu unterstützen?

 

Michael Ritter (GLP): Ich lehne Waldrodungen nicht kategorisch unter allen Umständen ab, beharre aber auf der Durchsetzung des bundesgesetzlichen Realersatzprinzips durch Wiederaufforstung.  Insgesamt dürften Waldrodungen in der Schweiz aber schon  klar die Ausnahme bleiben, da auch mit erheblichem lokalem Widerstand zu rechnen wäre. Es muss akzeptiert werden, dass Waldeigentum in der Schweiz klaren öffentlichrechtlichen Schranken unterliegt, etwa dem Prinzip des Betretungsrechts zum Wald für jedermann (siehe auch Frage 5).

 

 

 
5. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Kosten, die das Betretungsrecht und darüber hinausgehende Forderungen mit sich bringen, tragen?

 

 

Michael Ritter (GLP):  Das Betretungsrecht als solches ist tief im Rechtsempfinden der Bevölkerung verankert, und es ist aussichtslos (meiner Meinung nach auch falsch), es einzuschränken. Kosten für Waldbesitzer muss grundsätzlich die öffentliche Hand tragen, da sie das Betretungsrecht einfordert. In der Umsetzung sind Schwierigkeiten absehbar und die Umsetzung muss pragmatisch erfolgen. Offensichtlicher gesteigerter Gemeingebrauch muss bewilligungs- und entschädigungspflichtig sein. In der Praxis ist es nicht einfach zu entscheiden, ab wann das Ausüben des Betretungsrechts in gesteigerten Gemeingebrauch übergeht. Sofern Regelungsbedarf besteht, ist eine Klärung auf Bundesebene kantonalen Alleingängen vorzuziehen.

 

6. Kommen für Sie nebst der Jagd auch andere Regulationsmechanismen wie Abschuss durch vom Staat beauftragte Personen oder die Verbreitung von Grossraubwild (Wolf & Luchs) in Frage?

 

Michael Ritter (GLP): Die Jagd durch "Milizjäger" ziehe ich wegen der absehbar hohen Kosten einer "Staatsjagd" vor, auch, weil in der Jägerschaft das nötige Wissen bereits vorhanden ist, das bei staatlichen Funktionären erst teuer aufgebaut werden müsste. Die Ansiedlung von Grossraubwild muss sorgfältig überdacht und durch Fachleute (Wildbiologen) begleitet werden. Es dürfte kaum flächendeckend eine Lösung sein. Man darf trotzdem auch sagen, dass Zwischenfälle mit Grossraubwild mit Verletzten oder gar Toten im Vergleich zu anderen Lebensrisiken (zum Beispiel Verkehrsunfällen) nach wie vor geradezu exotisch selten sind.

 


7. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Wald? Wie weit sind Sie bereit sich dafür zu engagieren?

 

 

Michael Ritter (GLP): Ich unterstütze es dieses Problem anzugehen. Auch hier müssen Fachleute (Forstingenieure, Biologen, usw.) beigezogen werden. Technische Eingriffe in den Waldboden wären flächendeckend vermutlich extrem aufwändig und teuer. Erfolg versprechender ist die Verminderung des Stickstoffoxidausstosses durch allmählichen Ersatz des Verbrennungsmotors durch Elektromotoren oder zumindest Hybridantriebe.


8. Wie und in welcher Form werden Sie sich im Bereich invasive Neobioten engagieren?

 

 

 Michael Ritter (GLP): Das Neobioten-Problem muss entgegengenommen werden. Ich unterstütze gezielte, fachlich abgestützte Bekämpfungsmassnahmen und Prävention. Wie bei allen "Waldthemen" ist die Besonderheit der grossen Langfristigkeit des o- und Wirtschaftssystems Wald (eher ein Jahrhundert als Jahrzehnte) zu berücksichtigen.