Berner Grossratswahlen 2018

Wahlkreis Mittelland-Nord

GLP

 

1. Welche Bedeutung hat für Sie die Holzherkunft – also z.B. die Verwendung von Schweizer Holz?

 

Christian Schätti Zundel (GLP): Ich unterstütze generell land- und forstwirtschaftliche Produkte mit Schweizer Herkunft. Holz oder Holzprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Schweizer Wäldern sollen so breit wie möglich vermarktet werden. Die Kundschaft weiss es zu schätzen, wenn der Esstisch vom Schreiner aus lokalem Kirschbaumholz gefertigt wurde. Leider winken aber viele Schreiner ab, wenn man einheimisches Holz nachfragt… Liegt das an den Schreinereien bzw. den Sägereien, welche trotz potentiell höherer (auch emotionaler) Bindung der Kundschaft ans Schweizer Holz auf ausländische Produkte zurückgreifen? Oder ist es ganz einfach eine Preisfrage? Wobei ja die Arbeit den Hauptteil der Kosten eines in der Schweiz gefertigten Tisches ausmacht und nicht das Material…

 


2. Unter welchen Voraussetzungen werden Sie Projekte für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz unterstützen?

 

Christian Schätti Zundel (GLP): Ich würde mich für Bedingungen einsetzen, welche lokale Lösungen (z. B. Holzschnitzelheizung mit Wärmeverbund, Einofenhäuser, Wärme-Kraft-Koppelung etc.) attraktiver machen würden. Wir sollten die Ressource Holz im Energiebereich verstärkt gegenüber dem Erdöl fördern bzw. letzteres mit höheren Umweltabgaben unattraktiver machen. Das würde nicht nur der Umwelt (Klimaerwärmung) sondern auch dem lokalen Gewerbe (Arbeitsplätze im Wald und in der Heizbranche statt Ölscheichs noch reicher machen) dienen.

 

 

 

3. Wie stehen Sie zum Einführen nicht heimischer trockenheitsresistenter, wärmeliebender Gastbaumarten im

Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel?

 

Christian Schätti Zundel (GLP): Es wird wohl kein Weg an neuen Baumarten vorbeiführen, da der Klimawandel eine Tatsache ist. Die neuen Arten sollten aber erst nach einer vertieften Analyse bezüglich Standortangepasstheit, Potential zum invasiven Neophyten etc. in Versuchsflächen gepflanzt werden. Dabei soll nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Ökosystemverträglichkeit (Nahrung für Insekten, Kleinsäugetiere etc.) und die Funktion als Schutzwald, Erholungswald, Plenterwald etc. über mehrere Jahre untersucht werden. Diese Versuchswälder sollten jetzt schon gepflanzt werden, damit man dann in ein paar Jahrzenten, wenn es dann nötig werden sollte, bereit ist für optimale Lösungen.

 

 

 

4. Können Sie sich vorstellen, dass Wald gerodet wird, um einheimische Stämme zu lagern, der Holzindustrie bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen und damit die Waldpflege zu unterstützen?

 

Christian Schätti Zundel (GLP): Die internationale Konkurrenzfähigkeit ist wahrscheinlich nicht gegeben bei den hohen Produktions- und v. a. Lohnkosten und den kleinteiligen Strukturen in der Schweizer Holzwirtschaft. Grosssägereien haben sich ja bislang noch nicht etablieren können. Auch hier gilt derselbe Grundsatz wie bei vielen exportorientierten KMU und Industrien in der Schweiz: Qualität vor Quantität. Somit bin ich der Meinung, dass die Lagerkapazität im jetzigen System ausreichend ist und man im Wald nicht ausgedehnte Rodungen für die Bereitstellung von Flächen für die (industrielle) Holzlagerung schaffen sollte.

 

 
5. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Kosten, die das Betretungsrecht und darüber hinausgehende Forderungen mit sich bringen, tragen?

 

Christian Schätti Zundel (GLP): In stadtnahen Wäldern ist der Erholungsaspekt zentral, womit das Betreten und sich darin Aufhalten für alle zu jeder Zeit sicher sein sollte (z. B. müssen nach Stürmen umsturzgefährdete Bäume entlang Wegen weggeräumt werden). Dies sollte den Waldbesitzenden vom Staat teilweise vergütet werden können (wenn das nicht schon der Fall ist). In Naturpärken oder wilderen, abgelegeneren Wäldern sollte dann die Verantwortung eher bei denjenigen liegen, die den Wald betreten. Man kann ja nicht jeden Kilometer Wanderweg überwachen… Und natürlich müssen die geltenden Gesetze durchgesetzt werden.

 

6. Kommen für Sie nebst der Jagd auch andere Regulationsmechanismen wie Abschuss durch vom Staat beauftragte Personen oder die Verbreitung von Grossraubwild (Wolf & Luchs) in Frage?

 

Christian Schätti Zundel (GLP):  Ich würde hier ein zweiteiliges Vorgehen unterstützen: In Erholungswäldern, falls der Druck auf Reh & Co. nicht sowieso schon gross ist durch die Erholungssuchenden selber, könnte versucht werden, die Abschussquote durch zusätzliche Jagden oder speziell vom Staat beauftragte Personen zu erreichen. Dagegen werden aber sicher die Vorbehalte der Bevölkerung vor mehr Jagden in stadtnaher Umgebung stehen. In abgelegeneren Gebieten soll Grossraubwild mithelfen, die Verjüngung zu gewährleisten, dies v. a. dort, wo der Wald wichtige (Schutz)Funktionen erfüllt. Für mich bleibt zudem die Frage offen, inwiefern die Erreichung der Abschussquoten effektiv der Verjüngung dienen würde.

 


7. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Wald? Wie weit sind Sie bereit sich dafür zu engagieren?

 

Christian Schätti Zundel (GLP): Nicht nur der Wald, sondern auch andere Ökosysteme wie artenreiche Trockenwiesen oder Moore und Gewässer (und somit auch das Trinkwasser) leiden unter dem Stickstoffüberschuss. Die seit Jahren zu grossen Stickstoffeinträge in alle Ökosysteme in der Schweiz, nicht nur im Wald, sind zu verringern. Die Stickstoffemissionen in die Luft entstehen zu mehr als zwei Dritteln (bei Ammoniak zu über 90%) aus der industrialisierten und zu stark auf Milch- und Fleischproduktion konzentrierten Landwirtschaft. Statt nun im Wald gegen die Versauerung Dünger auszubringen, soll die Ursache an der Wurzel gepackt werden: die Schweizer Landwirtschaft muss ökologischer werden und vom vorherrschenden, auf Selbsternährung basierten Produktionsparadigma (welches nur mit massiven Futter- und Düngerimporten aufrechterhalten werden kann), wegkommen hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Dafür setze ich mich ein! Schweizer Biobetriebe beweisen seit Jahrzehnten, dass eine von Importen grösstenteils unabhängige Landwirtschaft betrieben werden kann. Importe von Sojafutter beispielsweise beeinträchtigen die Ökosysteme nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Herkunftsland (Abholzung von Primärregenwald, Anbau in Monokulturen), wo zudem auch oft die soziale Gerechtigkeit (Vertreibung von indigenen Völkern durch Grossgrundbesitzer) verletzt wird.