Berner Grossratswahlen 2018

Wahlkreis Oberland

SP

 

1. Welche Bedeutung hat für Sie die Holzherkunft – also z.B. die Verwendung von Schweizer Holz?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Die Verwendung von Schweizer Holz ist für mich sehr wichtig. So lange die Schweizer Wälder genug Holz nachproduzieren, sollte möglichst auf Holzimporte verzichtet werden, auf Importe aus ökologisch bedenklicher Produktion sowieso!

 

Frédérique Vanetti (SP): Die Verwendung vom CH-Holz sollte Priorität haben.

 

Kaspar Boss (SP): Einheimisches Holz ist von grösster Bedeutung. Die Nutzung und Förderung von regionalen Rohstoffen ist nachhaltig und ökologisch, aber auch gesamtwirtschaftlich wichtig.

 

Barbara Grütter (SP): Die Holzherkunft erachte ich – nebst dem FSC Label – als wichtigstes Kriterium bei der Holzanschaffung. Längere Transportwege verschlechtern unnötigerweise die Ökobilanz dieses nachwachsenden Naturstoffes. Zudem kommen tiefere Holzpreise bei importiertem Holz nicht zuletzt auf Kosten tieferer Sozial- und Umweltstandards in einigen Herkunftsländern zustande. 

 

 Hefti Martin (SP): Eine grosse Bedeutung. Eine klare Deklaration des eingesetzten Holzes wäre wichtig. Besonders im Bausektor.


2. Unter welchen Voraussetzungen werden Sie Projekte für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz unterstützen?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Wir heizen mit Stückholz, Pellets und mit Solarenergie. So lange es Holz-Energiereserven gibt, sind sie zu verwenden. Das ist sinnvolle CO2-Wirtschaft.

 

Frédérique Vanetti (SP): Das Holz muss aus der Schweiz stammen. Die Abgase müssen gefiltert sein (relativ grosse zentrale Feuerung)

 

Kaspar Boss (SP): Der Förderung von ökologisch sinnvollen Projekten steht eine hohe Dringlichkeit zu. Dazu gehören speziell die Förderung der lokalen Wärme- und Energieerzeugung. Diese gilt es mit hoher Priorität zu fördern.

 

Barbara Grütter (SP): Insbesondere in Randregionen macht es Sinn, Holz zur Wärmeerzeugung zu nutzen. Einerseits da die Transportwege so minimiert werden können und andererseits weil so direkt die lokale Wirtschaft gestärkt wird. Der Umstieg von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas hin zu erneuerbaren Energien wie Holz und Biogas muss besonders bei der Wärmeerzeugung in Liegenschaften zwingend einhergehen mit verbesserter Wärmedämmung der Bauten. Hierbei kann Holz als nachwachsender Naturrohstoff ebenfalls eine zentrale Rolle übernehmen.

 

Hefti Martin (SP):  Meine Wohnung ist für Warmwasser und Heizung an einer Holzschnitzelzentrale angeschlossen. Solche Heizungsverbunde sind zu fördern. Wie eine effiziente Stromerzeugung mit Holz realisiert werden soll ist mir noch unklar.

 

3. Wie stehen Sie zum Einführen nicht heimischer trockenheitsresistenter, wärmeliebender Gastbaumarten im

Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Dazu besteht gegenwärtig noch kaum Anlass. Vorweg soll erforscht werden, wie anpassungsfähig einheimische Baumarten sind. 

 

Frédérique Vanetti (SP): Die Fachleute sollen freie Hand haben aber Neophyten vermeiden

 

Kaspar Boss (SP): Die Klimaveränderung stellt uns vor neue Herausforderungen. Diese wird sich auch auf die Fauna und Flora auswirken. Hier gilt es eine Interessenabwägung zwischen der Förderung der einheimischen Artenvielfalt und der langfristigen Entwicklung und Förderung der der Wälder zu tätigen. Dabei gilt es die wichtigen Funktionen der Wälder, z.B. Schutz der Siedlungsgebiete, Naherholungsgebiete aber auch die Bewirtschaftung berücksichtigen

 

Barbara Grütter (SP): Um die Auswirkungen des Klimawandels möglichst in Grenzen zu halten, gilt es primär die Emissionen von Treibhausgasen drastisch zu senken. Damit das Ökosystem Wald gegenüber den unumkehrbaren Auswirkungen der bereits ausgestossenen Treibhausgasen mit der nötigen Resilienz begegnet, ist eine Anpassung der heutigen Artenzusammensetzung unabdingbar. Hierzu ist jedoch eine angewandte Forschung nötig, welche allfällige einheimische oder ehemals einheimische Baumarten hinsichtlich ihrer Hitze- und insbesondere ihrer Dürreresistenz evaluiert.

 

Hefti Martin (SP): Der Einsatz anderer Baumarten aus den benachbarten Regionen (Mittelmeerraum) kann Sinn machen,  aber nicht Monokulturen wie wir sie heute mit der Fichte haben.

 

4. Können Sie sich vorstellen, dass Wald gerodet wird, um einheimische Stämme zu lagern, der Holzindustrie bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen und damit die Waldpflege zu unterstützen?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Ja, denn es handelt sich kaum um sehr ausgedehnte Flächen!

 

Frédérique Vanetti (SP): Eine vorübergehende Rodung ohne Teerung sollte möglich sein. Eine Rodung zum Bau eines (Industrie-)Gebäudes lehne ich ab.

 

Kaspar Boss (SP): Es ist wichtig ein konstruktives Umfeld und gute Rahmenbedingungen für die Holzindustrie sicherzustellen. Dabei gilt es im Einzelfall die verschiedenen Interessen, die an den Wald gestellt werden situativ gegeneinander abzuwägen.

 

Barbara Grütter (SP): Die Holzindustrie hat – wie jede andere Industrie – die Möglichkeit, sich innerhalb der örtlichen Einzonungen an dem für sie besten Standort niederzulassen. Mit einer Rodung von Waldflächen würde letztendlich weder dem Ökosystem Wald noch der Holzindustrie ein langfristiger Nutzen entstehen. 

 

Hefti Martin (SP): Die Waldfläche im Kanton soll erhalten bleiben, muss aber nicht wachsen. Entsprechend können gewisse Rodungen nötig sein.  Holzindustrie soll in der Nähe des Waldes entstehen und nicht in den Ballungszentren. Eine willkommene Industrie für die Randregionen.

 
5. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Kosten, die das Betretungsrecht und darüber hinausgehende Forderungen mit sich bringen, tragen?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Vorstellbar sind Flächenbeiträge, wie sie in der Landwirtschaft bekannt sind. Gemeinwirtschaftliche Leistungen sind abzugelten, das gilt auch für den Wald, der solche Leistungen (Erholungsraum) in sehr hohem Mass bietet. Der Wald ist ein Wirtschaftsfaktor, er hat ökologisch hervorragende Bedeutung und ist nicht zuletzt aus unserer Kultur nicht wegzudenken. Wer den Wald pflegt, hat Anrecht, dafür anständig entschädigt zu werden.

 

Frédérique Vanetti (SP): Die bestehende Gesetze sind einzuhalten. Wenn ein Weg oder ein Gebiet öffentlich markiert ist, soll die Öffentlichkeit die Säuberungs- und Unterhaltskosten übernehmen.

 

Kaspar Boss (SP): Wer Leistungen der Allgemeinheit zur Verfügung stellt, muss dafür fair entschädigt werden.

 

Barbara Grütter (SP): Bei Waldflächen, welche in erster Linie als Naherholungsgebiet genutzt werden, sollte entweder ein Besitzerwechsel hin zu einer öffentlichen Institution, oder eine Kompensationsleistung durch die Gemeinden angestrebt werden. 

 

Hefti Martin (SP): Der Wald muss der Öffentlichkeit weiterhin zur Verfügung stehen. Hier helfen Gesetze wenig. Ein ständiger Austausch unter den verschiedenen Nutzergruppen ist unerlässlich. 

 

6. Kommen für Sie nebst der Jagd auch andere Regulationsmechanismen wie Abschuss durch vom Staat beauftragte Personen oder die Verbreitung von Grossraubwild (Wolf & Luchs) in Frage?

 

Frédérique Vanetti (SP): Eine zusätzliche Regulierung durch Abschuss kann ich mich vorstellen. Der Verbreitung von Grossraubwild stehe ich sehr kritisch gegenüber.

 

Kaspar Boss (SP): Dies ist für mich vorstellbar.

 

Barbara Grütter (SP): In Regionen, in denen nachweislich eine zu hohe Dichte an Rotwild die natürliche Verjüngung des Waldes verhindert, sind grundsätzlich viele Lösungen denkbar. Einerseits ist die Rückkehr von Luchs und Wolf zu begrüssen, welche einen wertvollen Beitrag zur Regulation der Rotwildbestände leisten. Kurzfristig kann auch ein Geschlechterverhältnis des zum Abschuss freigegebenen Rotwilds verlangt werden. In der heutigen Situation leisten die Jäger nur dann einen Beitrag zur Regulation der Rotwildbestände, wenn sie weibliche Tiere schiessen. Häufig werden jedoch die imposanteren Reh- und Hirschböcke von den Jägern bevorzugt. Eine letzte Möglichkeit ist, bestimmte Waldflächen bewusst zu extensivieren, indem keine Verjüngungsmassnahmen durchgeführt werden und Totholz vor Ort belassen wird. Mosaikartige Wälder mit Lichtungen und hohem Totholzanteil sind ökologisch sehr wertvoll und können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der einheimischen Flora und Fauna leisten.

 

Hefti Martin (SP): Die regionalen Probleme sind jeweils in der Region mit den Verantwortlichen zu Lösen. Die Gesetzgebung ist nötigenfalls anzupassen.


7. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Wald? Wie weit sind Sie bereit sich dafür zu engagieren?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Ich versuche als erstes, persönlich möglichst wenig zur Übersäuerung beizutragen (ich fahre nicht Auto, ich benütze keine Flugzeuge, ich heize (und koche zum Teil) mit erneuerbaren Energiequellen).

Politisch würde ich Vorlagen unterstützen, die eine streng gegen die Übersäuerung gerichtete Düngung zulassen. Die Massnahmen dürften dem Produktivitätserhalt nicht aber der Produktivitätssteigerung dienen.

 

Frédérique Vanetti (SP): Eine Verbesserung würde ich eher mit Massnahmen für die Luftreinheit oder mit punktuellen natürlichen Düngungsmassnahmen sehen.

 

Kaspar Boss (SP): Dies ist wichtig, da nur ein gesunder Wald seine Aufgabe wahrnehmen kann. Soweit möglich werde ich mich für eine nachhaltige, ökologische Entwicklung des Waldes einsetzen.

 

Barbara Grütter (SP): Die Bodenfruchtbarkeit ist ein für das Überleben des Ökosystems Wald massgebender Faktor. Je nach Artenzusammensetzung sind Baumgesellschaften relativ säureresistent, respektive sind Waldböden typischerweise eher auf der sauren Seite des pH-Spektrums. Vom Düngen auf Waldböden ist generell abzusehen, und der Stickstoffeintrag aus der Luft sollte möglichst minimiert werden. Hierfür ist es jedoch sinnvoll, die Probleme direkt bei den Verursachern anzugehen, und bei Verbrennungsanlagen die jeweiligen Vorschriften anpassen.

 

Hefti Martin (SP): Hier fehlen mir im Moment die Kenntnisse um diese Frage zu beantworten. 


8. Wie und in welcher Form werden Sie sich im Bereich invasive Neobioten engagieren?

 

Roland Müller-Aebi (SP): Ich werde (wohl vor allem manuelle) Bekämpfung solcher Organismen unterstützen und denke auch, dass die Öffentlichkeit dafür Geld in die Hand nimmt.

 

Frédérique Vanetti (SP): Information, Dialog und Kommunikation sind wichtiger und erfolgreicher als Verbote und Gesetze.

 

Kaspar Boss (SP): Hier sind die Aufsichtsbehörden gefordert. Eine aktive und effiziente Bekämpfung von Neophyten ist wichtig, weil nur so die Artenvielfalt erhalten werden kann. Die heute dafür verfügbaren Mittel reichen nicht aus, um den Herausforderungen gerecht zu werden.

 

Barbara Grütter (SP): Um einem Ausbreiten von Neophyten vorzubeugen ist insbesondere Aufklärungsarbeit von grosser Bedeutung. Zudem sollten als invasiv geltende Neophyten systematisch bekämpft werden, um so ein Verdrängen einheimischer Arten zu verhindern. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist hier ebenso wichtig wie die Forschung an ökologisch verträglichen Bekämpfungsarten.

 

Hefti Martin (SP): Hierfür soll der Kanton Mittel bereitstellen um mit den Waldbesitzern die Pflanzen zu vernichten.