Holzboom und interessante Energieperspektiven

Nationalrat Jean-François Rime, Präsident von Holzindustrie Schweiz, konnte auf dem Berner Hausberg 140 Gäste und Mitglieder einladen, mit BFE-Chef Walter Steinmann die Energiestrategie 2050 zu diskutieren. Die Holzindustrie ist nicht nur Stromverbraucher, sondern auch ein wichtiger Wärmeproduzent und sie stellt zunehmend Biomasse- und Solarstrom her.
Vom grossen Holzboom in der Schweizer Bauwirtschaft profitiert die Holzindustrie ungenügend, weil die Frankenstärke und Nachfrageschwächen in Europa den Import angeheizt hat.

Rekord-Holzverbrauch freut, Frankenstärkte schmerzt

HIS-Präsident NR Jean-François Rime machte keinen Hehl daraus, dass die Branche unter der Frankenstärke leidet, weil die Produkte der ausländischen Mitbewerber massiv billiger geworden sind und sehr einfach international gehandelt werden: „Wir haben das beste, nachhaltigste und schönste Rohmaterial und gewinnen damit immer mehr Marktanteile im Bau. In keinem Jahr zuvor dürfte in der Schweiz so viel Holz verbraucht worden sein wie 2012.“ Aber die Sägewerke profitieren nicht entsprechend, weil die Frankenstärke die Importschleuse öffnet. Die ausländischen Mitbewerber drängen umso stärker auf den Schweizer Markt, weil deren Binnenwirtschaft unter Sparprogrammen leidet.

 

Schweizer Holz zuerst

Neben den Sägewerken leiden auch die Papier- und Holzwerkstoffhersteller unter der Frankenstärke, und dadurch die gesamte Schweizer Waldwirtschaft als Rohstoffquelle. Deshalb, so Rime, müssen Waldwirtschaft und Holzindustrie gemeinsam dafür werben, dass die öffentliche Hand nach Schweizer Holz verlangt – und damit auch den privaten Bauherren ein Vorbild ist. Er appelliert mit diesem Anliegen an die Unterstützung der Holzbauer: „Das Ausweichen auf Importholz kann nicht die Lösung sein, der Import von fertigen Häusern auch nicht. Wir haben die einmalige Ressource Holz gleich vor Ort und leisten damit die grössten Beiträge bezüglich grauer Energie, Ökobilanz, CO2-Verbrauch und 2000 Watt-Gesellschaft.“

 

Gute Energieperspektiven

Die Energiestrategie 2050 wurde von Dr. Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie, persönlich vorgestellt. BFE-Direktor Steinmann warb für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem gangbaren Weg in der Energiepolitik. Zum komplexen Umfeld gehören u.a. das stärker gewordene Bevölkerungswachstum, die Abhängigkeit von importierter und fossiler Energie, der Ausstieg aus der Kernenergie - und die Notwendigkeit, den Klimawandel zu entschärfen.
Erstes Ziel ist die bessere Energieeffizienz in Gebäuden, Industrie, Mobilität und Elektrogeräten – Steinmann lobte deshalb die Energiepartnerschaft von Holzindustrie Schweiz mit der BKW FMB Energie AG. Zweites Ziel ist der Ausbau der erneuerbaren Energien, wo die Holzindustrie direkt angesprochen ist: „Die holzverarbeitende Industrie sollte ihre Nebenprodukte selber verstromen und die Wärme in Fernwärmenetzen absetzen.“ Auch die jüngsten Beispiele von Solarenergie begrüsst Walter Steinmann: „Es gibt sicher noch viele Betriebe, welche auch grosse Dächer haben und diese mit Photovoltaik belegen können.“

 

Holzkraftwerke - Praxisbeispiele

Urs Zwingli, Eidg. Dipl. Heizungsplaner (Ingenieurbüro Calorex, Wil/SG), stellte erfolgreiche Holzkraftwerk-Projekte zur Wärme-und Stromproduktion mit ORC-Verfahren vor. Die ORC-Anlagen sind pragmatische Anlagen, die zu den Schweizer Strukturen passen. Sie können mit Sägerestholz, wie auch mit Waldholz gespiesen werden und liegen im elektrischen Leistungsbereich von 600 kW bis 3`000 kW.

Anhand von aktuell ausgeführten Anlagen konnte aufgezeigt werden, dass mit der heutigen Anlagetechnik und Dank der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) ein wirtschaftlicher und umweltfreundliche Betrieb für dieses Konzept von Holzkraftwerken nachgewiesen werden kann.

In der anschliessenden Diskussion kam zum Ausdruck, dass die Holzindustrie weiter in die Produktion von erneuerbarer Energie investiert. Von zentraler Bedeutung ist aber, dass die Versorgung mit günstigem Strom sichergestellt ist, weil die Holzverarbeitung – und noch viel mehr die Papier- und Holzwerkstoffherstellung – stromintensiv ist. Die günstige Energieversorgung ist ein wichtiger Standortfaktor.