Berner Grossratswahlen 2018

Wahlkreis Mittelland-Nord

SP

 

1. Welche Bedeutung hat für Sie die Holzherkunft – also z.B. die Verwendung von Schweizer Holz?

 

Hügli Irene (SP): Mir ist die Herkunft des Holzes, dass wir zum Beispiel für unsere Holzheizung verwenden sehr wichtig. Es kommt von einem Bauern aus dem Dorf. Kurzer Lieferweg, regional produziert und der Bauer hat für sein Produkt aus dem Wald einen Absatzmarkt. 

Auch beim Einkauf von Werkzeug, Möbeln etc. schaue ich auf die Herkunft und kaufe jeweils das aus Schweizer Holz, wenn vorhanden oder aus dem europäischem Raum.

 

Kast Manuel (SP): Holz ist ein nachhaltiger Rohstoff und die Bewirtschaftung des Schweizer Waldes schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze, auch in ländlichen Gebieten. Bereits das aus dem grenznahen Ausland stammende Holz wird häufig durch Flächenrodung gewonnen. Diese, sehr industrielle Bewirtschaftung des Waldes belastet das Ökosystem stark. Ebenfalls wirkt sich der Transport des Holzes, schlecht auf die CO2 Bilanz des Bau- oder Energierohstoffes aus. Somit ist, soweit möglich, die Nutzung von Schweizerholz zu fördern/bevorzugen. 


2. Unter welchen Voraussetzungen werden Sie Projekte für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Holz unterstützen?

 

Hügli Irene (SP): Wir wohnen in einem Holzhaus, gebaut im Jahr 2002. Wir haben in eine Holzheizung mit halbmeter Spaltholz und Sonnenkollektoren investiert. Das Haus ist Minergie zertifiziert und das mit erneuerbarer Energie und verstärkter Wärmedämmung (keine Wärmepumpe). Diese Investitionen rechnen sich nicht in den direkten Einsparungen, sondern im Wissen in die richtigen Technologien investiert zu haben.

 

Kast Manuel (SP): Holzschnitzel eignen sich hervorragend für den Betrieb von Wärmeverbünden. Die Wirtschaftlichkeit kann zusätzlich durch eine Wärme-Kraft-Kopplung verbessert werden, entsprechende Anlagen werden bereits erfolgreich betrieben. Wichtig hierbei ist auch hier die Herkunft des Brennstoff-Holzes. Lange Anfahrtswege belasten die Verkehrswege, verschlechtern die CO2-Billanz und verfehlen die optimale Nutzung von einheimischen Wald. Holz für die energetische Nutzung sollte im Umkreis von ca. 25 bis maximal 50km um das Kraftwerk geerntet werden.

 

3. Wie stehen Sie zum Einführen nicht heimischer trockenheitsresistenter, wärmeliebender Gastbaumarten im

Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel?

 

Hügli Irene (SP): Habe mich bis jetzt noch nicht mit dieser Frage beschäftigt. Was weiss man über diese Gastbaumarten und ihr Wachstumsverhalten? Werden sie die heimischen Bäume, die sich auch zum Teil dem Klimawandel anpassen, verdrängen? Wenn nicht, kann ich mir das im kontrollierten Rahmen vorstellen. 

 

Kast Manuel (SP): Das stets wärmer werdende Klima ist eine Belastung für die heimischen Baumarten. Geschwächte Bäume sind anfälliger auf Krankheiten. Früher oder später, werden sich somit aktuell nichtheimische Baumarten auch auf natürlichem Weg ansiedeln. Dieser Prozess kann beschleunigt werden, jedoch, müssen die zu pflanzenden Arten sorgfältig ausgesucht werden. Ebenfalls sind Monokulturen zu verhindern.

 

4. Können Sie sich vorstellen, dass Wald gerodet wird, um einheimische Stämme zu lagern, der Holzindustrie bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen und damit die Waldpflege zu unterstützen?

 

Hügli Irene (SP): Das Ziel einer solchen Rodung müsste klar die Waldpflege bleiben und dürfte nicht zur reinen Optimierung der Einnahmen von reinen Holzhandelsfirmen dienen. 

 

Kast Manuel (SP): Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden! Prinzipiell ist auf Rodungen zu verzichten, jedoch kann in Einzelfällen, wo sich kein anderer, ähnlich geeigneter Standort findet auf einen Standort im Wald zurückgegriffen werden können. Hierbei sind jedoch jeweils Rahmenbedingungen zu definieren um die Auswirkung auf den Wald möglichst gering zu halten.

 
5. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Kosten, die das Betretungsrecht und darüber hinausgehende Forderungen mit sich bringen, tragen?

 

Hügli Irene (SP): Die Gesellschaft sollte bei Bedarf über das Betretungsrecht hinausgehende Belastungen mittragen, zum Beispiel: Abfallentsorgung bei einschlägigen Treffpunkten, wenn nicht die Urheber eruiert werden können. 

 

Kast Manuel (SP): Wald stellt ein elementarer Teil des Naherholungs-Angebots einer Gemeinde dar. Ein Betretungsrecht einzuschränken ist undenkbar. Die Tragik der Allmende ist jedoch ein altbekanntes Problem. Für ein kostenfrei nutzbares Gut besteht stets die Gefahr, des Missbrauchs und der Über- oder Ausnutzung. Die Kosten/Schäden, die durch die Naherholungsfunktion des Waldes entstehen, sollten somit von der Allgemeinheit getragen werden. Hierbei stellt jedoch noch die Frage, wie weit solche Kosten bereits über Direktzahlungen an Landwirtschaftsbetriebe vergütet werden.

 

6. Kommen für Sie nebst der Jagd auch andere Regulationsmechanismen wie Abschuss durch vom Staat beauftragte Personen oder die Verbreitung von Grossraubwild (Wolf & Luchs) in Frage?

 

Hügli Irene (SP): Ja. Ist ein Versuch wert. 

 

Kast Manuel (SP): Das Aussetzen von Wölfen stellt im Berner Mittelland vermutlich keine praktikable/nachhaltige Lösung dar, zu nahe sind Siedlungen und Verkehrsachsen. Eventuell liegt der Fehler des Systems bei den hohen Gebühren welche bei der Jagt auf Wild für einen Abschuss anfallen. 


7. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Wald? Wie weit sind Sie bereit sich dafür zu engagieren?

 

Hügli Irene (SP): Auch mit dem Thema habe ich mich noch nicht befasst. Ist es allenfalls möglich mit den oben erwähnten Gastbäumen der Übersäuerung des Bodens zu begegnen?

 

Kast Manuel (SP): Das Düngen von Waldböden ist bestimmt keine nachhaltig praktikable Methode um der Versauerung entgegen zu wirken. Mögliche Lockerungen der hierbei geltenden Gesetze birgt die Gefahr des Missbrauchs (Düngung auch aus rein wirtschaftlichen Gründen). Somit muss das Problem dort angepackt werden, wo es entsteht, nämlich beim Schadstoff Emittenten.


8. Wie und in welcher Form werden Sie sich im Bereich invasive Neobioten engagieren?

 

Hügli Irene (SP): Habe alle Neophyten in meinem Garten entfernt (wusste es nicht besser, als ich diese gepflanzt hatte) und spreche auch Bekannte an, wenn ich solche Pflanzen in ihrem Garten sehe. 

Unterstütze so den Naturschutzverein im Kampf und in ihrer Aufklärung gegen diese Pflanzen, weise auch auf ihre Dokumentationen zum Thema hin. 

 

Kast Manuel (SP): Die schädlichen Auswirkungen welche durch Neophyten entstehen sind immens. Doch noch immer werden im Gartenbaubereich «wunderschöne» Pflanzen gepflanzt, welche eigentlich auf der schwarzen Liste stehen. Vermutlich müssten entsprechende Betriebe sanktioniert werden.